Bettina Bernhardt
Mein erstes Mail

2018. Ich bin 52 Jahre alt, die Kinder aus dem Gröbsten raus, als mich plötzlich ein Geistesblitz trifft! Keine Ahnung, woher er kommt, aber irgendetwas sagt mir: „Du möchtest unbedingt mit dem Wohnmobil verreisen!“
Ich und Camping - zwei Welten treffen aufeinander!? So zumindest die Reaktion meines Umfeldes, als ich von der Idee erzähle. Mein Mann Jörg versucht mich vor „dem Unheil“ zu bewahren und mein Vater sieht dunkle Wolken am Himmel aufziehen und erinnert mich „fürsorglich“ an meine Kindheit mit Luxushotels und komfortablem Wochenenddomizil. Jörg gibt schließlich nach, überzeugt von dem Gedanken, dass dies ja das erste und das letzten Mal sein wird, und ich miete eine Reisemobil für 10 Tage an.
Als Fremdtoiletten-Phobikerin finde ich die Vorstellung, meine eigene Toilette im Reisemobil an Bord zu haben, genial. Jörg überlässt mir gerne das Thema „Chemieklo“, frei nach dem Motto, sie wird schon schnell die Nase voll haben. Ich sehe mir voll motiviert gefühlt alle Video-Tutorials in YouTube hierzu an. Gut vorbereitet starten wir also Richtung Südfrankreich.
1000 Kilometer später stehen wir am Mittelmeer auf dem tollen Campingplatz „Camp du Domain“. Am dritten Tag unserer Reise ist es Zeit für meine Toiletten-Premiere. Gut vorbereitet, die Videos alle 10x angesehen, ziehe ich meine knallgelben (!) Gummihandschuhe an, schnappe mir Lappen, WC-Mittel und eine Gießkanne (für die perfekte Dosierung des Frischwassers) und ziehe geräuschvoll den Chemietoiletten-Trolley hinter mir her bis hin zur Chemietoiletten-Entsorgungsstation. Klar, dass dieser Anblick sofort alle Blick auf sich zieht, denn wer bitte läuft schon in einem solchen Aufzug zum Sanitärbereich? Ja, klar, nur Anfänger!
Die Entleerungspremiere endet dann auch in einem Fiasko – ich erspare mir Details. Nur soviel: Beim Auskippen der Kassette vergesse ich leider den Entlüftungsknopf zu betätigen. Die Folge: es schwappt. Man könnte also sagen, dass mir buchstäblich die Sch…um die Ohren fliegt. Gott sei Dank bin ich alleine und kann schnell alle Rückstände schweißgebadet beseitigen. Gut gelaunt kehre ich zum Stellplatz zurück.
Fazit: Learning by doing!